Neue Prioritäten in der Insolvenz
Für den mittelständischen Autozulieferer kam die Insolvenz unerwartet. Zuerst hatte der Investor einen weiteren Kredit zugesagt. Dann kam die Absage. Der Geschäftsführung blieb nur der Gang zum Amtsgericht. Personalabbau hatte die Organisation bereits geschwächt. Mitarbeiter waren verunsichert. Jetzt noch eine neue Situation: Insolvenz. Glücklicherweise regelte der vorläufig bestellte Insolvenzverwalter die Zahlung des Insolvenzgelds, so dass die Fortzahlung der Löhne und Gehälter gesichert war.
Ist Insolvenz angemeldet, muss es schnell gehen. Die Lieferfähigkeit ist sicherzustellen, Liquidität zu maximieren und die laufenden Verpflichtungen, beispielsweise in Entwicklungsprojekten, werden auf den Prüfstand gestellt. In diesem Fall stehen hohe Beträge an Werkzeugzahlungen durch die Kunden aus – eine Quelle für Liquidität, die entscheidend für die Fortführung des Unternehmens ist.
3 Wochen nach Anmeldung der Insolvenz war allerdings klar: Das Unternehmen ist in der bestehenden Organisation nicht in der Lage, die neuen Prioritäten (Lieferfähigkeit – Liquidität – Projektverpflichtungen) in die Tat umzusetzen.
Kräfte bündeln durch die Task-Force
Die Lösung: Vertrieb, Logistik, Entwicklung und Projektmanagement in einer Task-Force zusammenziehen und auf die 3 Prioritäten ausrichten. Die Fachbereichsleiter bilden den Steuerkreis. Die Task-Force bildet 4 Kundenteams, die die Umsetzung der Prioritäten mit ihren Kunden voll verantworten. Dadurch ist der Fokus für jeden Kunden sichergestellt. Die Kundenkommunikation erfolgt gezielt zwischen bestehenden Kontakten. Durch die persönliche Betreuung ist der Kunde abgeholt und das Vertrauen steigt, dass die Insolvenz geordnet abläuft. Das wiederum unterstützt schwierige Verhandlungen.
Transparenz im Datenraum – Effektive Verfolgung der Zielerreichung
In einem Datenraum dokumentiert jedes Team seine Aktivitäten. Ein Controlling-Team stellt sicher, dass die Information über die Zielerreichung für alle Teams täglich aktuell ist: Liefermengen, Abrufe, Materialverfügbarkeit, Berechnung und Zahlung der Werkzeuge.
In einer täglichen kurzen Videokonferenz berichtet jedes Kunden-Team den Status in standardisierter Form. Über notwendige Unterstützung durch das Management oder den Insolvenzverwalter entscheidet der Steuerkreis sofort.
Wichtiger Beitrag für die Fortführung des Unternehmens
Trotz überdurchschnittlich hoher Abrufe der Kunden kam es zu keinem Liefer-Abriss. Mit vielen Kunden wurde eine Verkürzung der Zahlungsziele, oder der Verzicht auf Preisreduzierungen vereinbart. Ein Großteil der ausstehenden Werkzeugkosten sind vor Eröffnung der Insolvenz bereits bezahlt worden. Dadurch konnte das Verfahren mit einer ausreichenden Liquiditätssituation starten. Die Chance auf Fortführung des Unternehmens ist deutlich gestiegen.
Aus der Task-Force lernen
Bedeutete die Umstellung der Organisation für Viele zunächst ein Verlassen der Komfort-Zone, schätzten die Team-Mitgliedern im Verlauf der Task-Force mehr und mehr die Arbeitsweise. Vor allem, weil Ergebnisse schneller erreicht werden und über die offene Kommunikation der Erfolg der eigenen Arbeit schnell sichtbar wird. Nach Eröffnung der Insolvenz hat das Team einstimmig beschlossen, die Arbeitsweise beizubehalten.